1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe by Laak Petra van

1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe by Laak Petra van

Autor:Laak, Petra van [Laak, Petra van]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426413807
Herausgeber: Verlagsgruppe Droemer Knaur
veröffentlicht: 2012-02-29T23:00:00+00:00


Es geht nur um Geld

Was ist das schon, Materie? Es ist verblüffend, wie schnell Gegenstände an Bedeutung verlieren können, wenn die eigene Existenz auf dem Spiel steht. Es hatte geradezu etwas Kathartisches, nach dem Scheitern meiner Ehe und der angekündigten Zwangsräumung des Hauses mit wenig mehr als nichts auf der Straße zu stehen.

Zum Nichts gehörte jedoch auch ein Cello. Ich hatte es nach dem ersten Besuch des Gerichtsvollziehers in unserer Villa bei meiner Freundin Renate untergebracht, sicher ist sicher. Als Studentin hatte ich mit dem Cello-Unterricht begonnen, spielte jahrelang auf geliehenen Instrumenten, manche von ihnen klangen wie bessere Zigarrenkisten. Während des Studiums arbeitete ich im Kunsthandel und Galeriewesen, legte stets ein wenig Geld beiseite, um mir irgendwann ein eigenes Cello leisten zu können. Ich steckte noch mitten in den mündlichen Prüfungen zum Abschluss des Studiums, da arbeitete ich bereits als Angestellte in einem Unternehmen in der Medienbranche – auch hier legte ich monatlich etwas für meinen Cello-Traum beiseite, bis ich mir ein wunderbares Instrument kaufen konnte. Keine Stradivari, aber ein Violoncello mit Zertifikat aus einer alten süddeutschen Geigenbauer-Werkstatt, immerhin hundertfünfzig Jahre alt, und es war immer gespielt worden, für ein Streichinstrument ein wichtiges Kriterium.

Die braunrot schimmernde Oberfläche des herrlichen Instruments hatte mich von Anfang an fasziniert. Man sah die Spuren der Geschichte im Holz und im Lack. Hier auf dem Korpus: War da einem jähzornigen Cellisten der Bogen ausgerutscht? Und da in der Nähe des Stachels: Hatte ein junger Künstler im taumelnden Liebeswahn das Cello unsanft abgestellt? Weiter oben am Steg: In welcher Geigenbauer-Werkstatt hatte ein unbekannter Meister Tage damit zugebracht, neue Lackschichten aufzutragen, um das Instrument zu vervollkommnen? Der Klang des Violoncellos war weich und konturiert wie eine geübte Altstimme, auch in den hohen Lagen waren die Töne präzise und vollmundig, nie gab es einen harten, scheppernden Klang, selbst wenn eine Dilettantin wie ich darauf zum Warmwerden die Tonleitern spielte.

Eine besonders begabte Spielerin war ich nicht, aber das Eintauchen in den Cello-Klang, der von allen Streichinstrumenten der menschlichen Stimme am nächsten kommt, war eine schöne, beglückende Erfahrung. Wenn ich mit dem großen Bogen die Saiten strich, hielt alles um mich herum einen Moment lang inne.

Nach der Geburt des zweiten Kindes hörte ich mit dem Cello-Spielen auf. An die Stelle stiller Versenkung traten kurze Erschöpfungsschläfchen, winzige Kaffeepausen, einmal tief Luftholen zwischen Tagesmutter, Arbeit, Einkaufen, Kinder abholen, Kinderarzt-Besuch, Konzeptpapier durchlesen für die Präsentation am nächsten Tag, Auto zur Werkstatt bringen, Kinder bekochen, Geschichten vorlesen, Telefonate führen – der Cello-Kasten stand in der Ecke des Arbeitszimmers und staubte immer mehr ein. Manchmal noch nahm ich es heraus, um zu prüfen, ob ich die Tonleitern noch fehlerfrei spielen konnte, ja, es ging noch, und irgendwann – irgendwann – würde ich wieder Unterricht nehmen und darauf spielen. Nach der Geburt des vierten Kindes nahm ich das Instrument gar nicht mehr aus dem Kasten heraus.

Als ich mit den Kindern von der Villa am See in die kleine Wohnung zog, nahm ich das Cello aus Renates Haus wieder zu mir. Ich nahm mir fest vor, mich



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